Die Tour de Suisse 2024 verweilt zwei Tage in der Gemeinde Rüschlikon. Der ZVZZ unterstützt dabei nicht nur, sondern ist einer der wichtigsten Akteure für den reibungslosen Ablauf des Grossereignisses. Und kann sich auf grosser Bühne präsentieren.   

 

Von Nelio Biedermann

 

Rüschlikon. – Am Rand der Strecke neben dem Mediencenter stehen Vans und Lastwagen mit riesigen Satellitenschüsseln und Antennen. Dazwischen ragt ein Kran in den milchig grauen Himmel, auf dem eine Kamera installiert ist, die nicht nur die Strecke, sondern auch das «Village» mit seinen Essensständen und Fahrradverkäufern sowie die zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauer überblickt. Zwischen all diesem Getümmel blitzen immer wieder die orangen Akzente der olivgrünen Zivilschutzuniformen auf. Insgesamt 72 Mann sind an dieser 87. Tour de Suisse aufgeboten, die heuer durch das Einsatzgebiet des ZVZZ führt. Der ZVZZ wurde vom OK der Tour de Suisse angefragt, um sie bei der gesamten Vorbereitung und Durchführung des zweitägigen Anlasses in Rüschlikon zu unterstützen. Doch nicht nur die Tour de Suisse profitiert; für den ZVZZ ist der Einsatz die perfekte Übung für den Ernstfall. «Die Mechanismen sind dieselben», sagt Kommandant Beat Klingelfuss bei der logistischen Planung des Einsatzes mit den Zugführern. «Es bedarf eines kompetenten Kaders, das Führungsaufgaben übernimmt, einer engen Absprache mit dem OK und der Übersicht über eine grosse Menschenmasse.» Erwartet werden 2500 Besucherinnen und Besucher. 

 

Das Verkehrschaos regeln 

Am Morgen des 11. Juni deutet noch nichts darauf hin, dass hier in wenigen Stunden das dritte Etappenziel der grössten Radrundfahrt der Schweiz stattfinden wird. Das Wohnquartier liegt ruhig da, im Schulhaus finden sich noch keine Spuren des Mediencenters der Tour de Suisse, das hier bald stationiert sein wird. Doch innert kürzester Zeit errichten die Pioniere des ZVZZ die Zielstrecke, stellen die Absperrungen auf und kleiden sie mit den Werbebanden aus. Auch der VIP-Bereich hinter der Zieleinfahrt, das «Village» mit seinen Foodtrucks, seiner Musikbühne, den weissen Zelten und Tribünen nehmen Form an. Ein vorbeigehender Anwohner sagt: «Unglaublich, das machen die jeden Tag in einem neuen Dorf.» 

 Einige Stunden später reisen die ersten Teambusse an, die von den Zivilschützern an den Eckpunkten des abgesperrten Gebiets zu ihren Parkplätzen gewiesen werden. Die Umleitung des fahrenden und die Organisation des stehenden Verkehrs sind eine der Hauptaufgaben des ZVZZ während des Grossereignisses. Bei der Absperrung der Rennstrecke unterstützen die Zivilschützer die Polizei, für die Verkehrsregelung im Zielgebiet sind sie allein zuständig. Der angehende Zugführer Timo Niepel hat sich seit Langem auf seinen Einsatz vorbereitet. Wie der Rest des Kaders hat er sich tags zuvor auch noch mit dem Gebiet und den Aufgaben vertraut gemacht. Er ist sich seiner Verantwortung bewusst: «Die Organisation des Besucherverkehrs und die Kontrolle über die Umleitungen ist eine der grössten Herausforderungen dieses Einsatzes». Das Gebiet ist weitläufig, weshalb vor allem die Kommunikation und Absprache unter den Zivilschützern, aber auch jene mit den Blaulichtorganisationen und dem OK von enormer Bedeutung ist. «Die Verkehrsregelung ist immer ein schwieriges Unterfangen, da man nie weiss, wie die Autofahrenden reagieren», sagt Niepel, bevor er über einen Funkspruch gerufen wird. «Verstanden», antwortet er, zieht seine Lederhandschuhe über und macht sich schnellen Schrittes auf den Weg.

 

Humorvoll bleiben trotz hoher Konzentration

Weiter entfernt vom Mediencenter, an einem der kritischen Eckpunkte des Einsatzgebiets, steht Viththagan Sellathurai an einem Kreisel. Seine Kameraden sprechen ihn stets mit seinem Spitznamen «Vinti» an. Der Führungsunterstützer ist aus Rüschlikon und kennt das Gebiet, was für seine Aufgabe wichtig ist. Er muss nicht nur den riesigen Teambussen, sondern auch den VIP-Gästen und den Mitorganisatoren der Tour de Suisse den Weg weisen. Den anderen Autofahrenden erklärt er auf Deutsch, Englisch oder Französisch, welche Strassen gesperrt sind und wie sie trotz den Umleitungen zu ihrem Ziel kommen. Auch vom gewaltigen Andrang, der sich bald unvermeidlich staut, lässt sich Vinti Sellathurai nicht aus der Ruhe bringen. Er fordert per Funk Verstärkung an und sagt lachend: «So viel Stress hatte ich noch nie im Zivilschutz». In der mit Funkgeräten, Computern, Einsatzplänen und beschrifteten Karten übersäten Kommandozentrale des ZVZZ wird unterdessen die Zieleinfahrt der Radrennfahrer geplant. Nun ist höchste Konzentration gefragt. Die letzten Kilometer der Strecke werden von den Zivilschützern bewacht. Die Zufahrtsstrassen müssen abgesperrt werden, um gefährliche Situationen zu vermeiden, die Zuschauerinnen und Zuschauer kontrolliert, um die Sportler während des Endspurts nicht zu stören.

 
Besonnene Schutzdienstpflicht inmitten des Trubels

Auf den riesigen Bildschirmen neben der Zielgeraden und in den Fernsehern zuhause blitzen immer wieder die orangen Akzente der olivgrünen Zivilschutzuniformen auf. Dann ist es soweit: Die Rennfahrer rasen an den Zivilschützern vorbei, den Berg hinauf, in die letzte Kurve hinein und auf die Zielgerade zu. Die Menge tobt, johlt und pfeift, klatscht und schreit, trommelt laut auf die Bande. Die Zivilschützer kriegen von alldem wenig mit. Sie stehen an den Rändern des Einsatzgebiets, kontrollieren den Verkehr und die Parkplätze, sichern die Absperrungen und bereiten sich auf die Abreise der zahlreichen Besucherinnen und Besucher, der Teambusse und der Lastwagen und Vans des SRF vor. Die Rennstrecke und die Strassenabsperrungen müssen auch noch abgebaut werden. So gehört der ZVZZ zu den letzten, die vom Platz gehen. Und zu den ersten, die am zweiten Tag wieder im Einsatz stehen, um den Start der vierten Etappe vorzubereiten.

 

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